In der Nacht zum 20. Februar 1993 wurde der 22-jährige Mike Zerna bei einem rechtsmotivierten Überfall auf ein alternatives Konzert in Hoyerswerda so schwer verletzt, dass er wenige Tage später, am 25. Februar, im städtischen Klinikum verstarb.

Nach bereits vorangegangenen Provokationen hatten damals mindestens zwei Dutzend Mitglieder der rechten Szene den Club „Nachtasyl“ in der Hoyerswerdaer Neustadt überfallen und auf die nach dem Ende des Konzertes noch verbliebenen Besucher*innen eingeschlagen. Mehrere Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Mike Zerna war als Fahrer einer Band mit seinem Bruder nach Hoyerswerda gekommen. Zum Zeitpunkt des Überfalls befanden sich beide vor dem Club, um Musikinstrumente in einen Kleintransporter einzuladen, als auch sie unvermittelt angegriffen und bewusstlos geschlagen wurden. Anschließend stießen mehrere Täter das Fahrzeug um, sodass Mike Zerna unter ihm eingeklemmt wurde. Er konnte erst eine halbe Stunde später geborgen und ins Krankenhaus gebracht werden, ohne noch einmal das Bewusstsein zu erlangen.

Mit dem tödlichen Überfall auf das “Nachtasyl” erreichte die seit der Wiedervereinigung entfesselte rechte Gewaltwelle zu Beginn der 1990iger Jahre auch in Hoyerswerda eine neue Qualität. Bereits nach den massiven Angriffen auf die Wohnheime von Vertragsarbeiter*innen und Asylsuchenden im September 1991 hatte sich auch hier eine rechtsradikale Jugendkultur etabliert, deren Akteure versuchten, das gesellschaftliche Klima vor Ort zu dominieren.

In der gesamten Region folgten im gleichen Zeitraum flächendeckende Organisierungsversuche von militanten Neonazi-Gruppen, wurden zahllose rassistische Gewalttaten und Angriffe auf Andersdenkende sowie rechte Überfälle auf Asylunterkünfte, Jugendclubs oder Diskotheken verübt. Adäquate Reaktionen von Seiten der Politik sowie der Sicherheits- und Justizbehörden auf diese Entwicklungen blieben meistens aus. Rechte Gewalt wurde entpolitisiert, die Täter wurden oftmals nicht ausreichend verfolgt und die Betroffenen allein gelassen.

Heute sind Mike Zerna und die anderen Todesopfer rechter und rassistischer Gewalt in der Region in der Öffentlichkeit fast vergessen. An seinem 30. Todestag wollen wir am Ort des Geschehens an Mike Zerna erinnern.

Kommt mit uns am 25. Februar um 15 Uhr zur Ziolkowskistraße 35 in #hoyerswerda und zeigt, dass Mike Zerna nicht vergessen ist. Denn „Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst!“ (Ferhat Unvar)
Gerne könnt ihr Blumen und Kerzen mitbringen. #weremember

Anreisemöglichkeit mit dem Zug:

Ab Bahnhof Dresden-Neustadt um 12:58 Uhr (Gleis 5 / RE 15 (18286) über Hoyerswerda Bahnhof)

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Weitere Informationen zu Mike Zerna und weiteren Todesopfern rechter Gewalt in der Region unter:

https://www.hoyerswerda-1991.de/nach-1991/opfer-rechter-gewalt.html

https://todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de/todesopfer/