“Der Internationale Aktionstag gegen Rassismus findet in diesem Jahr in Zeiten des Krieges gegen die Ukraine statt. Während wir hier stehen, versuchen tausende Menschen ihre Herkunftsländer zu verlassen und Schutz vor Vertreibung und Krieg zu finden.

Der Europäische Rat erlässt dieser Tage einen vorübergehenden Schutz für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Sie erhalten unkompliziert ein Bleiberecht, ohne Arbeitsbeschränkungen und eingeschränkter Wohnsitzwahl. Was wir jedoch sehen, ist das besonders Schwarze Menschen und People of Colour an den Grenzen abgewiesen werden und wenige Möglichkeiten haben, nach Deutschland zu kommen.

Wir als Bündnis gegen Rassismus stehen für ein gerechtes und weltoffenes Sachsen und möchten einen sicheren Hafen für alle Ankommenden bieten, fernab von Hautfarbe, Herkunftsland oder Fluchtgrund.

Im großen Ausmaß wird an dem Krieg in der Ukraine sichtbar, was vielen Schwarzen Menschen und People of Colour in Sachsen tagtäglich passiert. Die Diskriminierung auf Grund ihrer Hautfarbe. Ob bei der Polizei, in der Ausländerbehörde oder im Jobcenter. Institutioneller Rassismus ist allgegenwärtig und muss durch Bildungsangebote für Mitarbeitende, unabhängige Beschwerdestellen und konsequente Aufarbeitung begegnet werden.

Doch auch im Supermarkt, in der Straßenbahn oder auf Spielplätzen findet Alltagsrassismus und rassistische Gewalt statt. In 2021 wurden in ganz Sachsen 88 Fälle rassistisch motivierter Gewalt gezählt. Wir können von einer weit höheren Dunkelziffer ausgehen. Viele Betroffene wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen oder haben das Vertrauen darin verloren, dass sich durch ihre Anzeige etwas verbessert. Das Ausmaß von Alltagsrassismus ist enorm größer. Ob Blicke, Beschimpfungen oder Beleidigungen, jeder Angriff hat für Betroffene schwere Folgen.

Jeder Fall ist einer zuviel!

Wir sind es uns gegenseitig schuldig, für die Gleichwertigkeit aller Menschen aktiv einzustehen. Diese Gleichwertigkeit stellt sich nicht von allein her.

Was es braucht, sind konsequente Strafverfolgung, eine starke Zivilgesellschaft und das Bewusstsein um Privilegien und rassistische Wirkmuster bei uns allen.

Wir als Bündnis gegen Rassismus Sachsen machen die Perspektiven von BIPoC sichtbar, schulen Institutionen und Organisationen und unterstützen Projekte im Bereich der rassismuskritischen Bildung.

Das Bündnis gegen Rassismus hat es sich zur Aufgabe gemacht, Rassismus als Problem klar zu benennen, sichtbar zu machen, die Auseinandersetzung mit alltäglichem und institutionellem Rassismus in den Mitgliedsorganisationen zu unterstützen und damit in die Gesellschaft zu wirken. Organisiert in dem Bündnis sind inzwischen über 54 unterschiedliche Verbände und Organisationen sowie Migrant*innenselbstorganisationen.

Zu den Mitgliedern zählen neben sächsischen Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Migrant*innenselbstorganisationen auch verschiedene NGOs, kirchliche Institutionen und Dachverbände.

Uns vereint die Vision von einer friedlichen Welt, die durch ein solidarisches und respektvolles Miteinander aller Menschen und den gleichberechtigten Zugang zu materiellen und ideellen Ressourcen geprägt ist. Gemeinsam treten wir für eine Gesellschaft ein, in der die Menschenrechte entsprechend der UN-Menschenrechtscharta geachtet werden und damit jeder Mensch, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Sprache, Herkunft und Religion, frei von Rassismus und Diskriminierung leben kann.

Enden soll unser Redebeitrag mit den Worten der Künstlerin und Autorin Noah Sow:

„Wir können nichts dafür, dass wir so viel rassistischen Unsinn beigebracht bekommen haben. Wir können ihn jetzt aber loswerden. Das bedeutet Arbeit und ist oft schmerzhaft und unbequem. Aber ich wünsche uns und den nächsten Generationen, dass diese Arbeit jetzt getan wird.“”

Das Bündnis gegen Rassismus hat sich bei einer Aktion am Internationalen Aktionstag gegen Rassismus, dem 19.03, auf dem Neumarkt in Dresden zusammen mit Dresden für alle und Afropa e.V. beteiligt.